Rund- & Radweg - Allgemein

Ein neuer Rundweg ist das Ziel (OVB 07.12.2007)

Quelle: Chiemgau-Zeitung / 07.12.2007

Fast 15 Kilometer neue Geh- und Radwege, sechs neue Brücken, darunter eine in Seebruck über die Alz, drei Straßenunterführungen - Eckdaten des Projekts «Chiemseerundweg».
Nach dem Bau des Ringkanals in den 80er Jahren ist das Wegenetz für Radler das ehrgeizigste und teuerste Ziel des Abwasser- und Umweltverbandes (AZV) Chiemsee.
Mal Asphalt, mal Schotter, Dutzende verschiedene und deshalb verwirrende Schilder, jede Menge Engstellen, in denen sich Fußgänger und Radler auf die Füße oder Felgen steigen: Über 40 Jahre alt ist der gut 60 Kilometer lange Chiemsee-Uferweg, und das merkt man. Damals war Radfahren zumeist Mittel zum Zweck und weniger Freizeitbeschäftigung.
Heute ist alles anders. Seit fast 20 Jahren schwingen sich immer mehr Menschen aufs Rad. Mindestens zwei Millionen Deutsche leisten sich jedes Jahr einen Urlaub im Sattel. Besonders an schönen Sommerwochenenden müssen Spaziergänger den Bauch einziehen, wenn wieder eine Gruppe eiliger Radler vorbeifliegt. Oder die müssen bremsen. Richtig Spaß hat dann niemand.
Das soll anders werden. Zum zweiten Mal nimmt der AZV Anlauf, ein Radwegenetz rund um den See zu knüpfen. Und diesmal hat er kompetente Unterstützung. Die Regierung von Oberbayern mit ihrem Präsidenten Christoph Hillenbrand an der Spitze. «Für einen Ring ist es sinnvoll, einen Schmied mit einzusetzen», sagte Christoph Hillenbrand bei der Vorstellung des Projektes im «Hatzhof» in Bernau-Felden.
Sein Schmied heißt Joseph Popp, ist Regierungsrat und Projektmanager. Er soll koordinieren, damit bis zur Landesgartenschau 2010 in Rosenheim die wichtigsten Abschnitte fertig sind. Abschnittweise wird der bestehende Uferweg genutzt, aber zumeist sind neue Trassen angedacht. Allein in der Regierung durchzieht das Rundweg-Projekt neun Fachbereiche - vom Straßenbau bis zum Naturschutz.
Der AZV erhofft sich laut Vorsitzendem Florian Hoffmann Fördergelder von 75 bis 80 Prozent. Der Verband hat viel Vorarbeit geleistet, in rund 40 Ortsterminen in diesem Jahr die Weichen für die Entwurfsplanung gestellt. Das Gesamtpaket ist für Hillenbrand ein «kleines Leuchtturmprojekt» mit Strahlkraft über die Bundesgrenzen hinaus.
56 Einzelmaßnahmen umfasst die Planung, die nun zunächst in den Kommunalparlamenten der neun Anliegergemeinden ihren Segen bekommen soll, bevor im nächsten Jahr die Detailplanung folgt. Dann sollen auch Zahlen auf den Tisch. Wegen der vielen Unwägbarkeiten, zum Beispiel dem vielerorts nötigen Grunderwerb, halten sich die Verantwortlichen noch bedeckt. Hoffmann hatte vor Monaten im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung von einem Gesamtvolumen von vier bis fünf Millionen Euro gesprochen.
Es könnte auch mehr werden. Allein die Gedankenspiele einer eigenen Brücke für Fußgänger und Radler über die Alz in Seebruck lassen diese Vermutung zu. Andere aufsehenerregende Einzelmaßnahmen sind Straßenunterführungen für Radler, zum Beispiel beim Isinger Landschulheim und in Hirsch-au.
Andererseits soll das Wegenetz behutsam gewoben werden. Dort, wo es naturgegeben keine Alternativen zum bestehenden Uferweg gibt, «soll dieser nicht mit Gewalt auf DIN-Norm gebracht», also auf 2,50 Meter verbreitert werden, betonte Marlene Berger-Stöckl, die Umweltbeauftragte des AZV beim ersten Werkstattgespräch mit rund 50 Teilnehmern aus Kommunen und Behörden in Felden. Es geht auch anders. Am Irschener Winkel ist beispielsweise ein 1300 Meter langer Bohlenweg für Fußgänger angedacht, der parallel zum Uferweg verläuft, der wiederum den Radlern dienen soll.
Das Wegenetz soll in ein paar Jahren Radlern Abstecher ins Umland schmackhaft machen. Appetit bekommen sollen sie durch ein Informations- und Erlebniskonzept, das auf einheitlichen Schildern erstmals landkreisübergreifend umgesetzt werden soll. Die Vision ist ein «Panoramaweg», ein weiter vom Ufer weg gezogener Ring, und der Abschied vom Gedanken, dass jeder Radler das Bayerische Meer an einem Tag umrundet. Dann könnten auch neue touristische Pakete für kurzurlaubende Rad-Enthusiasten geschnürt werden.

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