Rund- & Radweg - Allgemein

Kein Zickzackkurs 12.12.2008

Quelle: Chiemgauzeitung, Dirk Breitfuß / 15.12.2008
Fußgänger und Radfahrer sollen auch künftig gemeinsame Wege gehen und radeln, wo immer das am Chiemsee möglich und sinnvoll ist. Diese Marschrichtung hat Bürgermeister Jürgen Seifert bei einer Versammlung der Priener Bauern ausgegeben. Eine Bürgerwerkstatt sucht derzeit nach dem besten Radweg durch Prien.
Die Ortsdurchfahrt von Prien gehört bisher zweifellos zu den unattraktivsten Abschnitten bei einer Chiemseeumrundung im Fahrradsattel. Bis zum Frühjahr will der Abwasser- und Umweltverband (AZV) Chiemsee ein Gesamtkonzept für eine Neuordnung vorlegen. Sein Ziel: die Wege für Spaziergänger und Radler so weit wie möglich trennen. Alle neun Anliegergemeinden müssen nun über Lösungen in ihren Hoheitsgebieten nachdenken. Die Zeit drängt, denn der AZV würde bereits zugesagte Zuschüsse für das Millionen-Projekt gefährden, wenn er die Entwurfsplanung zu spät vorlegen würde. Der AZV tritt als Bauherr auf, weil einzelne Kommunen nicht in den Genuss der Fördermittel kommen können.
Seit September wird auch in Prien zum Teil kontrovers diskutiert. Zum Auftakt hatte Seifert mit knapp 30 Bürgern und Marlene Berger-Stöckl, der AZV-Umweltbeauftragten, mögliche Trassen für Radler abgefahren. Ursprünglich war unter anderem angedacht, Radfahrer auf dem Weg von Bernau nach Prien vom alten Uferweg weg zur Bahnlinie zu leiten.
«Das wäre eine Katastrophe», lehnte Priens Bauernobmann Ludwig Strohmayer diese Variante jetzt kategorisch ab. Er fürchtet große Probleme, besonders wenn Familien mit ihren Fahrrädern auf landwirtschaftliche Maschinen treffen. Der asphaltierte Weg entlang der Bahn ist drei Meter schmal und in erster Linie für Bauern zur Bewirtschaftung ihrer Felder und Wiesen gedacht.
Für Strohmayer und seine Kollegen sind Radler auf dem herkömmlichen Uferweg kein Problem, vielmehr Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner ohne Leine laufen lassen. Berger-Stöckl habe ihm bestätigt, dass die Zahl bodenbrütender Vogelarten um bis zu 80 Prozent in den Gebieten zurückgegangen sei, in denen Hunde unterwegs seien, sagte Strohmayer.
«An wenigen Stellen werden wir um eine Trennung von Fußgängern und Radlern nicht drumrumkommen, aber das muss die Ausnahme sein», machte Seifert seine Position deutlich. «Es kann nicht sein, dass Radler im Zickzackkurs durch die Gemeinde geführt werden und weg von dem, von dem wir leben, nämlich vom Chiemsee», lehnte er neue Trassen ab, die zu weit vom Ufer weg führen.
Offenbar zeichnet sich für einen der besonders neuralgischen Abschnitte eine Alternative ab. Radler müssen bei ihrer Umrundung des Bayerischen Meeres bisher die Harrasser Straße befahren. Besonders im Sommer ist das kein Vergnügen, wenn sich eine Autokolonne sehr nah an den Fahrrädern vorbeischiebt. Nur zwischen Yachthotel und Hafen haben so genannte Angebotsstreifen, gestrichelte Linien an beiden Fahrbahnrändern, die Radlern vorbehalten sind, die Situation in den vergangenen zwei Jahren etwas entschärft.
Seifert berichtete in der Bauernversammlung von «hervorragenden Vorgesprächen» mit einem Grundeigentümer. Das Ziel des Bürgermeisters ist eine Alternativroute für Radler parallel zur Harrasser Straße, die zwar in Seenähe verläuft, dabei aber keine Wirtschaftswege der Landwirte nutzt.
Der Bürgermeister will auch das Sicherheitsargument, dass vom AZV ins Feld geführt wird, nicht gelten lassen. «Die Zahlen der Polizei bestätigen höhere Unfallzahlen nicht», stellte Seifert für den Priener Bereich fest.
Die Bürgerwerkstatt «Chiemsee-Rundweg», die Ende November ihre Arbeit aufgenommen hat, brütet derzeit über mögliche Trassen für das Gemeindegebiet. Wann sie zum nächsten Mal im Rathaus zusammenkommt, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Über weitere Diskussionsthemen der Bauernversammlung berichten wir noch gesondert. db