Rund- & Radweg - Allgemein

Vorfahrt für die Sicherheit 26.11.2008

Quelle: Chiemgau Zeitung, Dirk Breitfuß / 27.11.2008
Rund 20 Priener haben sich am Montagabend zum Auftakt der Bürgerwerkstatt «Chiemsee-Rundweg» im Rathaus eingefunden. Und sie werden kräftig in die Pedale treten müssen.
Denn der Abwasser- und Umweltverband (AZV) Chiemsee will schon Anfang nächsten Jahres die Gesamtplanung aus allen neun Anliegergemeinden für das Millionen-Projekt zur Genehmigung einreichen, um die Fördermittel zu sichern.
Sicherheit hat Vorfahrt, wenn es darum geht, neue Wege für Radler rund ums Bayerische Meer zu finden. Denn die Verbesserung der Sicherheit sei das einzige Förderkriterium, betonte die AZV-Umweltbeauftragte Marlene Berger-Stöckl. Mit anderen Worten: Nur für Einzelmaßnahmen, die das Nebeneinander von Radlern und Spaziergängern verbessern, fließt Geld aus öffentlichen Töpfen.
Zwar gibt es keine gesicherten Zahlen über Unfälle auf dem Uferweg, aber Polizei und Ärzte hätten unisono erklärt, dass sich Zwischenfälle mit Folgen gehäuft hätten, so Berger-Stöckl. Schon seit einigen Jahren wird die Runde um den See nicht mehr touristisch beworben, weil sie an vielen Stellen wegen der stetig steigenden Zahl von Radlern schlicht zu eng geworden ist. Und: «Eine Verbreiterung bringt nicht mehr Sicherheit», stellte Berger-Stöckl fest. Beispiele in jüngerer Vergangenheit hätten gezeigt, dass breitere Wege einen Teil der Radler dazu verleiten, noch schneller zu fahren.
«Die Tourismusregion braucht den Chiemsee-Rundweg unbedingt», gab Bürgermeister Jürgen Seifert der Bürgerwerkstatt mit auf den Weg. Und er machte den Teilnehmern Hoffnung, dass verschiedenste vergebliche Anläufe für Neutrassierungen in der Vergangenheit nicht endgültig gewesen sein müssen. Bei einer ersten Kontaktaufnahme habe ein Grundeigentümer «große Verhandlungsbereitschaft signalisiert».
«Ich bin bereit, jede Planung nochmal anzugehen», signalisierte Seifert, dass der Kreativität der Bürgerwerkstatt keine Grenzen gesetzt werden sollen. Grundstücksverhandlungen sollen und können aber erst angegangen werden, wenn der Gesamtentwurf für die Trassen Anfang nächsten Jahres feststeht, betonten Seifert und Berger-Stöckl unisono.
Angesichts einiger kritischer Stimmen in den vergangenen Wochen hob die AZV-Umweltbeauftragte hervor, dass nach derzeitiger Planung nur auf 7,5 Kilometern des insgesamt 65 Kilometer langen Rundwegs die Routen für Radler weiter vom See weg verlegt werden sollen, als sie heute bestehen. Umgekehrt bestehe die Chance, ein Streckennetz mit 150 Kilometern sicheren Radwegen zu schaffen.
Die einzige Wegeverlagerung für Radler in Prien sei bisher zwischen alter Kläranlage und der so genannten Rialtobrücke an der Prienmündung angedacht, weil in diesem Abschnitt aus Naturschutzgründen kein zweiter Weg möglich sei, stellte Berger-Stöckl fest. Der bestehende soll künftig den Spaziergängern vorbehalten sein. Für Radfahrer ist eine Art Schleife über Forellen-, Ufer- und Karpfenweg im Gespräch, um die beiden Fischhütten in diesem Bereich ansteuern zu können. Welchen Weg sie künftig zwischen Osternach und der Gemeindegrenze nach Rimsting einschlagen sollen, ist noch offen.
Freilich gibt es im Ortsbereich noch weitere Problemzonen. So ist die Harrasser Straße für Berger-Stöckl aus Radler-Sicht «vielleicht der schwierigste Abschnitt am ganzen See». Deshalb wird auch über eine Alternativroute über den Herrnberg nachgedacht.
In der Diskussion wurden die unterschiedlichen Meinungen deutlich. Während vor allem Karl Obermüller vehement die Radler vertrat und sich gegen neue Routen weiter weg vom See aussprach, mahnten mehrere andere Redner zur Besonnenheit, sprich zum bestmöglichen Miteinander von Radfahrern und Fußgängern. Dies könne man nach Überzeugung von Helmut Hepp vor allem durch begleitende Maßnahmen erreichen. Guido Flohr appellierte, sich vom «Schwarz-Weiß»-Denken in Sachen Fußgänger/Radler zu verabschieden.
Konkrete Ideen und Vorschläge, welche Wege künftig für wen ausgewiesen oder ausgebaut werden sollen, sollen am morgigen Donnerstag gesammelt werden. Interessierte treffen sich um 17 Uhr im Büro der Bürgerrunde im dritten Stock des Rathauses zur Stoffsammlung unter Federführung von Christian Fellner. Der Mitarbeiter der Bauverwaltung im Rathaus koordiniert die neue Bürgerwerkstatt. db

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