Chiemseekonferenz 2018

Gesucht: Konzept für Region / starker Verkehr in Chiemseegemeinden – Agenda-Tagung

Quelle: Chiemgau-Zeitung / 29.11.2005

Chiemsee (th) - Die Chiemseegemeinden leiden unter dem starken Verkehr, der durch ihre Ortschaften fließt. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel werden notwendige Umgehungsstraßen immer wieder auf die lange Bank geschoben.

Der Abwasser- und Umweltverband Chiemsee (AZV) hatte deshalb das Thema Verkehr im Rahmen seiner «Regionalen Chiemseeagenda-Tagung 2005» in Seebruck auf die Tagesordnung gesetzt. Der Vorsitzende des AZV, Rimstings Bürgermeister Florian Hoffmann, forderte alle Beteiligten auf, gemeinschaftlich ein regionales Verkehrskonzept aufzustellen, das die Ortschaften entlastet.
Hoffmann stellte die Tagung im Hotel «Wassermann» unter das Motto «Innovation 2010». Das Ziel sei eine Verkehrsverbesserung in der Region, eine Verkehrsentlastung in den Orten, aber auch ein «reibungsloser und schonender Verkehr». Dabei solle aber auch der Umweltgedanke mit Verkehrsvermeidung, Schadstoffminderung und Klimaschutz nicht außer Acht gelassen werden.
Mit Blick auf ein regionales Verkehrskonzept forderte Hoffmann die Gemeinden am Chiemsee auf, den Blick auch über ihre Grenzen hinaus zu richten. Ein Gesamtverkehrskonzept bedeute auch, so der AZV-Vorsitzende weiter, dass auch Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer und öffentlicher Verkehr gemeinsam betrachtet werden müssen.

Die einzelnen Chiemseebürgermeister berichteten über die Verkehrsprobleme in ihren Gemeinden. Hoffmann stellte erstmals in einer Agenda-Tagung die Zukunftsvision einer Chiemsee-West-Umgehungsstraße vor. Ausgelöst von der Planung einer Umgehungsstraße von Bad Endorf sei eine «Bürgermeister-Initiative für die Zukunft» entstanden, die geplanten oder beabsichtigen Umgehungen von Halfing, Bad Endorf, Prien und Bernau von Griesstätt bis Bernau mit einer neuen Straße, die eventuell eine Bundesstraße sein könne, zu verbinden.

Die Orte ersticken laut Hoffmann im Verkehr. Zählungen im Juli hätten ergeben, dass durch Halfing täglich 10600 Fahrzeuge, durch Bad Endorf 16000, durch Rimsting 14700 und durch Prien 15000 fahren. In ganz Bayern werden die Staatsstraßen nach Angaben von Bayern im Durchschnitt jedoch nur von 4000 Kraftfahrzeugen pro Tag belastet. Wesentlicher Faktor für den steigenden Zahlen am Chiemsee sei die Zunahme des Nord-Süd-Verkehrs von Landshut, Erding, Ebersberg und Wasserburg zum Chiemsee und zu den Bergen.

Ein gemeinsames Handeln, ein interkommunales Straßenbauprojekt, sei erforderlich. Es müsse der gemeinsame Wille sein, zu einer Straße zu kommen, die verkehrgerecht, aber auch landschaftsverträglich, umweltbewusst und finanzierbar sei. Hoffmann verwies auf die Vorbilder in Österreich. Im Nachbarland seien für St. Johann, Hopfgarten und Brixen im Tal - für Orte mit wesentlicher geringerer Verkehrsdichte als in den Gemeinden am Chiemsee - Umgehungen geschaffen worden.

Hoffmann rechnet mit einer Verwirklichung in zehn bis zwölf Jahren. Die Flächennutzungspläne der Gemeinden sollten aber schon jetzt entsprechend geändert und eine mögliche Trasse freigehalten werden. Allerdings gebe es bis jetzt keine konkreten Planungen und nur einen Rohentwurf. Die übergeordneten Stellen und Politiker hätten das Vorhaben aber positiv beurteilt. Ein Verkehrsgutachten der Universität München sei bereits in Arbeit. Vorweg habe die Uni bereits mitgeteilt, dass im Falle einer neuen Straße Rimsting mit einer Entlastung von 32 Prozent bei den Kraftfahrzeugen und 50 Prozent bei den Immissionen rechnen könne.

Rimstings Bürgermeister wies weiter darauf hin, dass im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung über das festgelegte Programm hinaus 4,5 Millionen Euro für den Straßenbau vorgesehen seien. «Vielleicht sind wird dabei», erklärte der AZV-Vorsitzende. Hoffman machte aber auch deutlich, dass man mit der üblichen Bedarfsplanung und Dringlichkeitsstufe wie bei Straßenbauprojekten üblich, nicht weiterkommen werde. (Über weitere Themen, die im Rahmen der Tagung zur Sprache kamen, berichten wir noch gesondert.)