Chiemseekonferenz 2018

Große Chancen am Chiemsee

Quelle: Chiemgau-Zeitung (OVB Online) / 08.10.2006

Greimharting (pü) - Die Zahl der Übernachtungen geht zurück. Auch in diesem Jahr klagen die Touristiker wieder über ein Minus in der Statistik.

Der Tourismus am Bayerischen Meer braucht neuen Schwung - und er soll ihn auch bekommen: Auf der Chiemseekonferenz im Gemeindehaus in Greimharting (wir berichteten) haben Kommunalpolitiker, Touristiker und Umweltschützer viele Ideen entwickelt und Denkanstöße gegeben. Ihr Tenor: Der Tourismus ist im Einklang mit der Natur zu fördern.

«Umwelt und Tourismus»: So lautete das Thema der Konferenz, die der Abwasser- und Umweltverband (AZV) Chiemsee veranstaltete. Hauptredner war Umweltminister Dr. Werner Schnappauf.

Wie der Minister sah auch Landrat Dr. Max Gimple keinen Widerspruch zwischen der Verpflichtung, die Umwelt zu schützen, und der Notwendigkeit, den Fremdenverkehr zu fördern. «Der Tourismus ist der Retter und Sanierer des Chiemseeraumes», betonte Gimple. Seiner Ansicht nach sollten die Gemeinden am Bayerischen Meer «nicht zu ängstlich sein» und stattdessen «unerschrocken den Tourismus im Einklang mit der Natur weiterentwickeln». Von Zwischenrufen wie etwa im Zusammenhang mit der Seebühne sollten sie sich «nicht beeindrucken lassen».

«Den Abwasser- und Umweltverband sehe ich als einen Brückenbauer zu einem funktionierenden Tourismus», betonte AZV-Vorsitzender Florian Hoffmann. Von der Reinhaltung der Gewässer über die Schärfung des Energiebewusstseins bis hin zu Naturführungen am Chiemsee habe der AZV «viel geleistet und verwirklicht».

Die Region verfüge außerdem, so der Bürgermeister von Rimsting weiter, über eine «herrliche Landschaft» und ein «enormes kulturelles Angebot». Doch auch wenn die Gegend bereits mit vielen Sehenswürdigkeiten gesegnet sei - für einen in die Zukunft weisenden Tourismus seien sie noch nicht ausreichend. «Vielleicht brauchen wir eine Freizeitwelt, wie es uns andernorts vorgemacht wird», so Hoffmann. «Die berühmten Centerparks sind sehr erfolgreich - das Beispiel Rust wäre ein bisschen hoch gegriffen, aber ich glaube, in diese Richtung müssen wir nachdenken.» Dem Gast müsse neben der beschaulichen Erholung auch die Möglichkeit gegeben werden, in einem Zentrum Sport zu treiben und einem Freizeitvergnügen nachzugehen. Nachzudenken sei über den Einstieg in einen «Erlebnistourismus».

«Natur und Kultur am Chiemsee sind ohne Zweifel die große Chance für den Tourismus», betonte Hoffmann. Trotzdem sollten die Gemeinden am Bayerischen Meer «noch mehr für junge Leute» anbieten. Um dem Zeitgeist gerecht zu werden, brauche die Region eine «gewisse Umwälzung» im Tourismus. «Selbstverständlich», so Hoffmann weiter, müsste sich auch das Beherbergungsgewerbe anpassen und modernisieren. «Am Walchsee stehen acht relativ neue Vier-Sterne-Hotels und eines mit fünf Sternen. Am Chiemsee haben wir das leider nicht.» Nur in Prien und in Ising seien zwei Hotels mit vier Sternen.

Als Rezept für die Zukunft empfahl Hoffmann, Natur und Umwelt mit Kultur und Erlebnis zu verbinden. Land und Leute sollten sich «traditionsbewusst, freundlich und zeitgemäß» geben. Die «touristische Gemeinschaft» sei gleichermaßen aufgerufen, die «kleinen und großen Dinge» voranzubringen. So hoffe er zum Beispiel, dass der Chiemsee-Ringbus vielleicht schon im nächsten Jahr in Betrieb geht und dann die Gäste rund um den See fährt.

«Der Tourismus ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor der Gemeinden am Chiemsee», sagte Stefan Beer, der Vorsitzende der Chiemsee Tourismus KG. Die 19 Gemeinden, die in der Gesellschaft zusammengeschlossen sind, müssen laut Beer Jahr für Jahr Rückgänge im Fremdenverkehr hinnehmen. Die Region am Chiemsee müsse sich einer «großen internationalen Konkurrenz» stellen - und sich an Ferienlandschaften nicht nur in Österreich und Italien, sondern auch etwa auf den Bahamas messen lassen. Außerdem stehe sie zunehmend auch im Wettbewerb mit Urlaubsregionen in Deutschland. In Mecklenburg-Vorpommern seien zuletzt «riesige Investitionen» in den Ausbau des Fremdenverkehrs geflossen.

Weltweit sei der Tourismus der «Wachstumsmarkt Nummer Eins», so Eggstätts Bürgermeister weiter. «Wenn wir etwas von dem Kuchen abbekommen wollen, müssen wir etwas tun.» In diesem Sinne müsse man dem Tourismus zunächst einmal vor allem einen weitaus höheren Stellenwert im Bewusstsein der Bevölkerung geben. So müsse man in den Köpfen der Bürger etwa «verankern», dass der Tourismus in den 19 Gemeinden am Chiemsee rund 4500 Arbeitsplätze geschaffen habe und jährlich zusätzliche Umsätze in Höhe von 220 Millionen Euro erzeuge.

«Wir müssen unser Angebot im Tourismus ausbauen», brach Beer eine Lanze für einen «Leuchtturm», der Strahlkraft und Magnetwirkung weit über die Region hinaus besitze. Denkbar sei etwa die Schaffung eines Naturerlebnisparkes. In Erwägung gezogen werden müsse ein Vorhaben, «das in die Region passt» - auf alle Fälle jedoch ein «Großprojekt».

Auch in der Politik müsse ein Umdenken stattfinden, so Beer weiter. Zu gering im Vergleich zu anderen Ländern sei in Bayern die Förderung für den Tourismus. Nicht nur in den Gemeinden, auch in der «großen Politik» müsse der Fremdenverkehr den Stellenwert bekommen, den er verdient.
 
(Weitere Berichte über die Konferenz folgen.)

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