Chiemseekonferenz 2018

Miteinander in die Zukunft

Quelle: Chiemgau-Zeitung (OVB Online) / 06.10.2006

Greimharting (pü) - Der Erhalt der Umwelt und die Förderung des Tourismus stehen nach Ansicht von Umweltminister Dr. Werner Schnappauf in «keinem unversöhnlichen Gegensatz».

Im Rahmen der Chiemseekonferenz am gestrigen Donnerstag im Gemeindehaus in Greimharting (Gemeinde Rimsting) hat er an die Naturschützer und Touristiker appelliert, gemeinsam die Landschaft am Chiemsee zu erhalten und den Fremdenverkehr zu fördern. Der Minister rief sie auf, «die natürlichen Grundlagen am Chiemsee zu bewahren und ein modernes touristisches Angebot auf die Beine zu stellen». Rund 150 Kommunalpolitiker, Touristiker und Bürger besuchten die Konferenz, die der Abwasser- und Umweltverband (AZV) Chiemsee im zweijährigen Turnus gestern wieder veranstaltete. Das Thema lautete diesmal «Umwelt und Tourismus». Hauptredner war Schnappauf. Der bayerische Umweltminister betonte, dass die Region am Chiemsee eine «hohe Wertigkeit» besitze. Schnapp-auf: «Es gibt wenige Gebiete auf der ganzen Welt, die so schön sind wie der Chiemgau». Der Naturraum am Bayerischen Meer sei bis auf den heutigen Tag ein «Schatz» geblieben - was insbesondere den Landwirten zu verdanken sei, die den Grund und Boden seit Jahrhunderten pflegen und hegen. Die Landschaft am Chiemsee habe ein «unverwechselbares Profil». Die Gemeinden seien aufgerufen, diesen einmaligen, von den Vorfahren überlieferten Naturraum zu erhalten und mit viel Kreativität «noch mehr touristisch in Wert zu setzen». Der Minister appellierte an die Gemeinden, auf das «Authentische der Region» zu setzen. Gleichzeitig warnte er sie, der Landschaft «etwas künstlich aufzupfropfen» und am Chiemsee zum Beispiel eine Freizeitanlage nach dem Vorbild des Europaparkes Rust (in der Nähe von Freiburg) anzulegen. «So etwas passt nicht in die Region am Chiemsee.» Ein dickes Lob zollte der Umweltminister den Kommunalpolitikern. Die Region Chiemsee sei ein «Paradebeispiel für einen nachhaltigen Tourismus», der die Interessen des Umweltschutzes und des Fremdenverkehrs in Einklang bringe. Die Bürgermeister und Gemeinderäte in den Rathäusern am Bayerischen Meer hätten bereits vor Jahr und Tag «weltweit Maßstäbe» gesetzt, als sie einen Zweckverband gründeten und den Ringkanal bauten - und damit schließlich die Wasserqualität im Chiemsee entscheidend verbesserten. «Wenn wir ein hoch attraktiver Wirtschaftsstandort bleiben wollen, ist es ein Gebot der Stunde, auf dem eingeschlagenen Weg des Miteinanders von Ökonomie und Ökologie konsequent weiterzugehen», betonte der Minister. Und in dieser Politik liege auch die große Chance für Deutschland, sich im Wettbewerb mit den boomenden Ländern, insbesondere in Asien, zu behaupten. Dort sei der Umweltschutz nur von untergeordneter Bedeutung - mit womöglich langfristig verheerenden Folgen. «Morgen und übermorgen werden die Standorte wieder die Nase vorn haben, die eine attraktive, intakte Umwelt anbieten können.» «Die Welt wird zunehmend offener», blickte Schnappauf in die Zukunft. «Die Grenzen werden immer durchlässiger.» Die Globalisierung sei jedoch nur die eine Seite der Medaille. Auf der anderen stehe die Regionalisierung. Denn in einer Welt, die immer offener werde, wachse im Gegenzug auch das Bedürfnis der Menschen nach Heimat. Die Region und die Bindung an sie werden laut Schnappauf in Zukunft eine immer größere Bedeutung bekommen. Und noch etwas müsse künftig beachtet werden: Die Erwärmung des Klimas werde weitreichende Auswirkungen haben - auch auf die Region am Chiemsee. Neuesten Untersuchungen zufolge wird die durchschnittliche Temperatur auf der Erde nach Angaben des Ministers bis zum Ende des Jahrhunderts um 5,8 Grad steigen. Im 20. Jahrhundert habe die Erwärmung gerade einmal 0,7 Grad betragen. Immer mehr «Wetterextreme» - unter anderem Hitzewellen und Regengüsse - werden sich laut Schnapp-auf einstellen. Umwelt- und Naturschützer seien gleichermaßen aufgefordert, sich frühzeitig auf diese Entwicklungen einzustellen. Womöglich gewinnt die Region am Chiemsee in den nächsten Jahrzehnten auch langfristig gegenüber den Urlaubsländern in Südeuropa an Attraktivität - dann nämlich, so Schnappauf, wenn's dort im Sommer nicht nur 35 bis 40 Grad hat, sondern noch einmal um fünf Grad heißer wird - und dann zu heiß für manche Urlauber ist.

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