Chiemseekonferenz 2018

Spagat als Konferenzthema

Quelle: Chiemgau-Zeitung (OVB Online) / 04.10.2006

Chiemsee (db) - Der Spagat zwischen Landschaftserhalt und Förderung des Fremdenverkehrs ist für alle Betroffenen rund um den Chiemsee eine tägliche Herausforderung. Die von Politikern und Touristikern propagierte Weiterentwicklung, um beim Buhlen um die Gunst der Urlauber attraktiv zu bleiben, stößt oft auf Widerstände.

Der neue Vorsitzende der Chiemsee-Tourismus KG, Eggstätts Bürgermeister Stefan Beer, wirbt für einen „Leuchtturm“, also eine Attraktion, die zumindest bundesweit ausstrahlt. Sie soll dazu beitragen, dass Gäste auch bei schlechtem Wetter bei Laune gehalten werden können.

In mehreren Gemeinden rund um das Bayerische Meer werden Fremdenverkehrsfachleute und Kommunalpolitiker seit Jahren nicht müde, ihre Gemeinde als Standort für ein hochklassiges Hotel ins Gespräch zu bringen und Investoren anzulocken.

Auf der anderen Seite wird der Chiemsee in den letzten Jahren mehr und mehr als Naturerlebnis vermarktet. Geführte Exkursionen mit der Fahrt zum Achendelta als Paradebeispiel erfreuen sich seit einigen Jahren großer Beliebtheit.

Ein anderer Trend, der seit Jahren anhält, verursacht Kommunalpolitikern und Touristikern zunehmend Kopfzerbrechen: die sinkenden Gäste- und Übernachtungszahlen. Investitionen, die das Bayerische Meer und seine Anliegergemeinden attraktiver machen, sind selten – oft scheitert es schlicht und einfach am Geld. Projekte wie die Neugestaltung des Hofangers in Gstadt sind rar gesät.

Die 13. Chiemseekonferenz am morgigen Donnerstag ab 9 Uhr im Gemeindehaus Greimharting widmet sich dem Spannungsfeld „Umwelt und Tourismus“. Veranstalter ist der Abwasser- und Umweltverband (AZV) Chiemsee. Gegründet wurde er Ende der 80er Jahre zum Bau des Ringkanals. Die Chiemseekonferenzen entstanden kurz darauf. Sie wurden zunächst jährlich, seit 2002 im zweijährigen Turnus an wechselnden Orten einberufen – zuletzt 2004 in Übersee. Unter dem Dach des AZV wurde im Jahr 2000 auch die Chiemseeagenda initiiert – als Modellprojekt einer gemeinschaftlichen Bürgerbeteiligung alle zehn Anliegergemeinden mit europäischen Fördermitteln. Noch heute gibt es drei Arbeitskreise, die sich den Themenfeldern Verkehr, Wirtschaft und Energie widmen.

In den sechs Jahren ihres Bestehens hat die Agenda Einiges bewegt. Zwei Beispiele: So gibt es in fast allen Gemeinden mittlerweile kommunale Solarstromanlagen – allein vier in Rimsting, die seit ihrer Inbetriebnahme zusammen über 80 000 Kilowattstunden (kWh) Strom produziert haben. Ein Bürgerbus, gesteuert von rund 30 ehrenamtlichen Fahrern, hat eine Lücke im Netz des Öffentlichen Nahverkehrs zwischen Amerang und Prien geschlossen. Auch die Sensibilisierung der Gäste – aber auch der Einheimischen – für die Schön- und Eigenheiten der Natur am Bayerischen Meer gehört zur Agendaarbeit – basierend auf dem Gewässerentwicklungsplan Chiemsee, der vor einigen Jahren entwickelt wurde.

Die Erlebnisangebote wie Deltafahrten, Erkundungen der Prien oder des Irschener Winkels im Ruderboot haben inzwischen ihrer festen Platz im Veranstaltungsangebot.

Die Chiemseekonferenz dient allen Beteiligten – erwartet werden rund 200 Teilnehmer – als Forum zur Bestandsaufnahme und als Diskussionsplattform, wie sich Landschaft und Tourismus weiterentwickeln können.

Weil die Sicherung des Fremdenverkehrs als „Ersatzindustrie“ und wesentlicher Wirtschafszweig angesichts sinkender Übernachtungszahlen ein immer drängenderes Problem wird, bietet die Konferenz mehr denn je Gesprächsstoff.

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