Chiemseekonferenz 2018

Wir können alle etwas tun

Quelle: Chiemgau-Zeitung / 17.11.2007

Die Sommer am Bayerischen Meer werden immer heißer. Im Juni, Juli und August brechen ein ums andere Mal Hitzewellen über das Land herein. Viel Regen fällt nicht, im Gegenteil oft bleibt's tagelang ganz trocken.
Im Winter gibt's dann Niederschläge - und zwar mehr als in der Vergangenheit. Ein ums andere Mal legt sich jedoch im Januar, Februar und März kein Schnee mehr auf die Wiesen, vielmehr fällt Regen vom Himmel. Der globale Klimawandel hinterlässt schon längst auch seine Spuren in der Region am Chiemsee - was jedoch in vielen Köpfen immer noch nicht oder nicht ausreichend angekommen ist.Mit einer «Klimatagung» am gestrigen Freitag in Bernau haben der Abwasser- und Umweltverband (AZV) Chiemsee und die «Klima-Werkstatt» der Technischen Universität (TU) München jetzt das Bewusstsein geschärft und eine Diskussion über Maßnahmen entfacht, die der Erderwärmung und ihren Folgen in der Region entgegenwirken. Rund 150 Wissenschaftler, Kommunalpolitiker und Bürger waren im Gasthaus «Kampenwand» versammelt. Nach den Vorträgen am Vormittag (Berichte über die einzelnen Referate und die Diskussion folgen) und den Workshops am Nachmittag war schließlich eins klar: Der Klimaschutz geht jeden etwas an - und jeder kann auch etwas tun.
Eis schmilzt,
Meeresspiegel steigt
Florian Hoffmann, der Vorsitzende des AZV, erläuterte die Ausgangssituation: Das Kohlendioxid (CO2), das in die Atmosphäre entweicht, führe über den «Treibhauseffekt» zur Erderwärmung - «die Pole schmelzen, der Meeresspiegel steigt und die Niederlande drohen im Meer zu versinken.» Die Wissenschaft liefere «vage Prophezeiungen», die dann vielerorts, auch durch die Berichterstattung in den Medien, «fast eine Weltuntergangsstimmung» erzeugten.
«Alles wird sich mit dem Kilmawandel ändern: unsere Essgewohnheiten, unser Freizeitverhalten, das Bauen der Häuser wird anders und so manches Berufsbild wird entfallen», so Hoffmann. Von verschiedener Seite werde zum Teil ein «Schreckensszenario» an die Wand geworfen. «Aber wir dürfen doch die Hoffnung niemals aufgeben», betonte der AZV-Vorsitzende. Und weiter: «Der Mensch ist der Einzige, der am Klimawandel etwas ändern kann.»
Es sei eine Herausforderung für die Wissenschaft und die Politik, Methoden und Strategien zu finden, die Erderwärmung zu bekämpfen und deren Auswirkungen in den Griff zu bekommen. Eine großer Wirtschaftszweig «Klima» ziehe am Horizont herauf. Als Gebot der Stunde ergebe sich für jeden Einzelnen, so Hoffmann weiter, zum einen den Empfehlungen der Wissenschaft zu folgen und zum anderen bereit zu sein, «gewisse Lebensgewohnheiten» umzustellen.
Auch Lorenz Kollmannsberger, der stellvertretende Landrat, betonte, dass jeder Einzelne gefordert sei, seinen Beitrag zu leisten: «Wir können alle etwas tun.» Als Beispiel nannte er die Wärmedämmung, die Energie sparen helfe und damit letztlich zu einer Verringerung des CO2-Ausstoßes führe. Um ein schlecht isoliertes Einfamilienhaus mit 120 Quadratmeter Wohnfläche zu beheizen, seien 3600 Liter Heizöl im Jahr notwendig, bezog sich Kollmannsberger auf Untersuchungen in einem Einzelfall. Wenn der Hauseigentümer die Wände gut isoliert, könne er den Verbrauch auf 1200 Liter senken. Falls er alle Möglichkeiten ausschöpfe, die ihm die moderne Technik bietet, seien letztlich nur noch 360 Liter erforderlich.
Dass die Bürger und die Gemeinden am Chiemsee nicht die Hände in den Schoß legen, wenn's darum geht, etwas für den Klimaschutz zu unternehmen, erläuterte Bernaus Bürgermeister Klaus Daiber. So erinnerte der Rathauschef daran, dass die Bürger in Bernau mit Unterstützung der Gemeinde bereits drei Solarkraftanlagen gebaut haben und nun Strom auf umweltfreundliche Art erzeugen. Sogar eine vierte Anlage sei schon geplant, die Gemeinde müsse nur noch ein Dach finden, das sich für das Aufstellen der Kollektoren eignet. Ebenso erwähnte Daiber in diesem Zusammenhang auch, dass die Gemeinde den «Hatzhof» mit Erdwärme beheize. pü

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