Bürgerbus Chiemsee

Bürgerbus jährt sich zum zweiten Mal

Quelle: Chiemgau-Zeitung / 24.05.2005

Prien (re) - Im Frühjahr 2003 in Betrieb genommen, hat sich der Bürgerbus Chiemsee nach zwei Jahren Betriebszeit zu einem Vorzeigeprojekt der Chiemseeagenda entwickelt - 28 ehrenamtliche Fahrer chauffieren derzeit unter Regie der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft in ihrem geleasten Kleinbus etwa 25 Gäste pro Tag. Franz Polland als Niederlassungsleiter der RVO Rosenheim unterstützt das Projekt tatkräftig durch Konzessionierung der Linie, Fahrplanerstellung und Betreuung der Haltestellen in Rücksprache mit den polizeilichen Fachkräften (Unfallsicherung). Die FahrerInnen haben im abgelaufenen Betriebsjahr ca. 2.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet und ca. 5.000 Fahrgäste - eine Steigerung von 25% zum 1. Betriebsjahr - befördert.

Es sind überwiegend Einheimische, vom Schüler bis zur Seniorin, aber auch Gäste, die die neu geschaffene Verbindung von Amerang über die Seenplatte zum Chiemsee für einen Fahrpreis von 1,-€ in Anspruch nehmen. Nach einem abgelaufenen Winter mit turbulenten Fahrverhältnissen sind die ehrenamtlichen FahrerInnen froh, ohne Beeinträchtigungen den Sommerfahrplan - seit April auf 5 Tage in der Woche ausgeweitet - bedienen zu können.

Die neun beteiligten Gemeinden entlang der Linien tragen den Beschluss zur Finanzierung des Bürgerbusses mit knapp 1.000€ pro Jahr bisher einmütig mit, den Rest der Kosten in fast gleicher Höhe trägt die RoVG, auch der Landkreis Traunstein hat unbürokratisch einen Anteil mitfinanziert. Kosten für die Fahrer fallen nur als Anfahrtskosten für den Einsatz sowie für den Erwerb des Personenbeförderungsscheines an, der Rest setzt sich aus den Kosten für Leasing, Diesel, Wartung etc. zusammen. Die Fahrgeldeinnahmen decken einen Teil der Sachkosten ab. "Bei der immer stärker zu spürenden Mittelknappheit im ÖPNV ist der Bürgerbus eines der wenigen Projekte, die noch zu einer Angebotsausweitung beitragen können", so Hans Zagler von der RoVG, gelegentlich selbst als Fahrer tätig, um den Erfordernissen für einen optimalen Betrieb auf die Spur zu kommen. Ein ungelöstes Problem für den Bürgerbus ist es, wenn zu Spitzenzeiten im Einzelfall Fahrgäste auf den nächsten RVO-Bus oder gar ein Taxi vertröstet werden müssen. Die Bereitschaft einzelner Fahrer, auf Abruf mit dem Privatwagen als "Feuerwehr" einzuspringen, nützt nichts, denn das kann aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht gestattet werden. Glücklicherweise tritt der Fall nicht allzu häufig ein. Für den Betrieb eines Mehrsitzers über einen Kleinbus hinaus reicht der jetzige "kleine" Personenbeförderungsschein nicht mehr aus, sodass die Bürgerbusfahrer auf eine möglichst gleichmäßige Auslastung der Fahrten hoffen.

Inzwischen kann der Bürgerbus auf einen im Bayrischen Fernsehen ausgestrahlten Beitrag verweisen. Zufälliger Anlass war die Fahrt einer Fernsehredakteurin am Valentinstag, bei der jeder Dame vom diensthabenden Fahrer eine Rose überreicht wurde. Die Begeisterung der Kunden strahlt auf die Fahrer zurück - frägt man bei den Ehrenamtlichen nach, was sie dazu bewegt, ihre Zeit für Fahrdienste zur Verfügung zu stellen, so lautet die Antwort "ich fahre für einen guten Zweck" oder "soviel gelobt wird man selten".

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