Chiemseeringlinie

Jetzt per Linienbus um den Chiemsee

Quelle: Chiemgau-Zeitung / 29.05.2007

Vor sechs Jahren wurde die Idee einer Chiemsee Ringbuslinie geboren. Am Wochenende ist das Gemeinschaftsprojekt des Chiemsee Tourismus mit den Landkreisen Rosenheim und Traunstein, dem Regionalverkehr Oberbayern (RVO), der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft (RVG), dem Abwasser- und Umweltverband Chiemsee und den beteiligten Anliegergemeinden rund um den See eröffnet worden.
Chiemgau - Nun umrunden zwei Niederflurbusse mit einem Fahrradanhänger mehrmals täglich in entgegengesetzten Richtungen den See und fahren dabei 34 Haltestellen in zehn Chiemseegemeinden an.
Freude und Erleichterung zeigten die Verantwortlichen bei der vom Trauntal-Duo musikalisch umrahmten Eröffnungsfeier «ihrer Buslinie» im Hatzhof in Bernau-Felden. «Ein lang gehegter Wunsch des Chiemsee Tourismus geht heute in Erfüllung», so Eggstätts Bürgermeister Stefan Beer, Vorsitzender der Chiemsee Touris-musgesellschaft (CTG). «Mit der Ringlinie gelingt es uns, die Infrastruktur deutlich zu verbessern und einen Meilenstein im Chiemsee Tourismus in Betrieb zu setzen. Bisher war eine Chiemsee-Umrundung nur auf dem Uferweg zu Fuß oder per Fahrrad möglich. Jetzt haben wir die Ringlinie, die alle Chiemseegemeinden verbindet.»
Euphorisch gab sich der Rimstinger Bürgermeister Florian Hoffmann, Vorstand des Abwasser- und Umweltverbandes: «Da entsteht Freude, vom Kind bis zum Greis.» Er ließ den oftmals steinigen Weg der Realisierung seit 2001 noch einmal Revue passieren. «Dass heute alles paletti ist, haben wir vor allem dem RVO und der RVG zu verdanken», sagte Hoffmann und brachte gleichzeitig den Wunsch für eine Verknüpfung mit München und Salzburg zum Ausdruck.
RVO-Geschäftsführer Veit Bodenschatz wertete das neue Angebot als «wahrhaft königliches Vergnügen für unsere Gäste und bisher einzigartiges Projekt in Bay-ern».
Noch wichtiger als der praktische Wert der neuen Linie waren für Landrat Dr. Max Gimple die Erkenntnisse, die aus diesem Projekt geflossen sind. «Während unsere Gäste heutzutage immer weiträumiger agieren, denken wir in den Kommunen noch immer kleinräumig. Dass dieses Projekt diese kommunale Denkweise einmal gesprengt hat, dafür bin ich den Verantwortlichen besonders dankbar.» Gimple sprach die Hoffnung aus, dass man an dieser Erkenntnis festhalten und in diesem Sinne weiterarbeiten möge.
Auch der Traunsteiner Landrat Hermann Steinmaßl blickte in die Zukunft: «Die neue Ringlinie sollte ein Signal für weitere Projekte bei uns sein.»
Besonders erleichtert über das Zustandekommen des Gemeinschaftsprojekts nach jahrelangen Vorbehalten war CTG-Geschäftsführer Hermann Roth, der das Engagement der Chiemseegemeinden Bernau, Breitbrunn, Chieming, Grabenstätt, Prien, Rimsting, Seeon-Seebruck und Übersee würdigte. Lobende Worte hatte Roth für Aschau und Grassau, die außerdem mit ins Boot gekommen waren und damit dem Gast weitere Anschlussmöglichkeiten, vor allem ins Achental, eröffneten.
«Für den Gast mit Kurkarte ist die Beförderung kostenlos, für alle anderen Nutzer richtet sich das Fahrscheinsortiment nach dem RVO-Tarif», so Roth. Die Fahrradbeförderung im Busanhänger für 18 Räder sei mit einem Euro sehr Benutzerfreundlich.
Um den Busservice für Radler und Wanderer zu komplettieren, sind die Bus-fahrer von der CTG geschult worden. Sie geben den Fahrgästen Tipps für Ausflüge und Informationen zu Sehenswürdigkeiten in der Region und erläutern die Möglichkeiten für Anschlusszüge oder Busse.
«Da wir natürlich auch den Einheimischen die neue Linie ans Herz legen wollen, haben wir in den letzen Tagen 20000 Fahrpläne als Postwurfsendungen an die Chiemseehaushalte verteilt», sagte der Geschäftsführer. Nach seinen Worten soll das Projekt zunächst drei Jahre lang laufen - dann würden alle Beteiligten über eine mögliche Verlängerung entscheiden. Die Saison gehe heuer bis zum 7. Oktober.
Der Rosenheimer RVO-Niederlassungsleiter Franz Polland wies auf die Behinderten gerechte Ausstattung der beiden Niederflurbusse mit seinen jeweils 44 Sitzplätzen hin. Anerkannt werde auf der Ringbuslinie das Bayern-Ticket und, mit einer Ermäßigung von 25 Prozent auf den Regelfahrschein, auch die Bahncard. Wie Polland sagte, würden die Bus-se außerhalb der Chiemsee-Betriebszeiten in beiden Landkreisen eingesetzt.
«Für manchen wird der Chiemseebus die letzte Rettung sein, wenn sein Fahrrad während der Chiemsee-Umrundung kaputt geht», meinte die evangelische Pfarrerin Christine Wackerbarth, die zusammen mit ihrem katholischen Glaubensbruder Josef Bacher aus Bernau die Segnung der beiden Busse vornahm. vd

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